Sanatorium Purkersdorf

Zur Geschichte:

Schon im 19. Jahrhundert soll eine Heilquelle, die sogenannte Lauraquelle hier gesprudelt haben, zwischen 1877 und 1890 als “Eisenquelle von Oberweidling bzw. Unterpurkersdorf” dokumentiert. Schon in dieser Zeit führte Dr. Anton Löw auf dem heutigen Gelände ein Sanatorium und ließ 1882 umfangreiche Drainagierungsarbeiten durchführen. Danach wechselte die Anlage (mehrmals) den Besitzer.

Das heute unter “Sanatorium Purkersdorf” in Fachkreisen weltbekannte Haus wurde 1904-1905 von Josef Hoffmann, einem Gründungsmitglied der Wiener Secession für den Bauherren Victor Zuckerkandl (Generaldirektor der schlesischen Eisenwerke Gleiwitz, erwarb das Gelände als “Wasserheilanstalt samt Kurpark” 1903) errichtet.

Schlägt man in internationalen Architekturführern oder auch zum Thema Jugendstil in kunsthistorischen Enzyklopädien nach, so wird schnell klar, dass es sich hier um eines der Hauptwerke sowohl der Architekturentwicklung, als auch im Schaffen eines der bedeutendsten Architekten dieser Zeit handelt.

Auch die Stiegenhausfenster wurden von meinem Mitarbeitern restauriert.

Die Möblierung, die den Bau zu einem Gesamtkunstwerk machte, stammte aus den gerade gegründeten Wiener Werkstätten (auch hier war Hoffmann federführend beteiligt) und wäre heute ein Vermögen wert, ist aber in den Nachkriegsjahren zum grossteil “verschwunden”

Angeblich kam es wegen Baukostenüberschreitungen zum Konflikt zwischen Hoffmann und Zuckerkandl, sodass für weitere Baumaßnahmen Leopold Bauer herangezogen wurde, welcher für das zweite noch erhaltene, ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Gebäude auf dem Sanatoriumsgelände, die sogenannte “Paula-Villa” verantwortlich zeichnet.

Doch nicht nur architektur- und kunstgeschichtlich erfüllt das Sanatorium von Hoffmann alle Bedingungen eines Weltkulturerbes, auch gesellschaftspolitisch von allerhöchster Bedeutung, ist im und um das Gebäude der Geist des beginnenden 19.Jahrhunderts heute noch erahnbar. Zu einem Treffpunkt des künstlerischen und intellektuellen Wien avanciert, erschienen unter anderem Arthur Schnitzler, Egon Friedell, Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Hugo von Hoffmannsthal und Kolo Moser häufig als Gäste des Hauses.

1930 wurde Paul Stiassny neuer Besitzer, er benannte das Gelände in “Sanatorium Westend” um. Gegen Ende des Krieges dienten die Gebäude als Lazarett und wurden 1945 von der russischen Besatzung requiriert. 1952 von der evangelischen Kirche erworben und als Krankenhaus für Innere Medizin umgebaut, wurde das Kurhaus später zum Altersheim. Die Pavillons im südöstlichen Teil des Grundstückes mussten wegen Baufälligkeit abgerissen werden. 1975 wurde der Betrieb eingestellt, das Gebäude samt Park war in der Folge ungenutzt.

1991 erwarb der Augsburger Baumeister Klaus das Sanatorium samt Park. Von den Plänen der Klaus KG wurde bislang nicht allzuviel in die Tat umgesetzt. Neben der Abtretung eines Teiles des Grundstückes ist zumindest die Außenrenovierung des Hoffmann-Baus (einschließlich Abtragung des nachträglich errichteten Dachgeschosses) unter finanzkräftiger Mithilfe von Bund und Land erfolgt. Für die Durchführung war das diesbezüglich in Fachkreisen anerkannte Architekturbüro von Sepp Müller verantwortlich.

Einige Bilder der ehemaligen Inneneinrichtung des Sanatoriums, welche es erst zum Gesamtkunstwerk machte und die vollständig in den “Wiener Werkstätten” nach den Plänen von Josef Hoffmann hergestellt wurde.

Der Speisesaal









Neuer Besitzer: BUWOG

1998 verkaufte die Klaus KG den westlich gelegen Teil des Parks an die Buwog, welche hierfür nach einem kleinen, “internen” Wettbewerb auch schon die Pläne zur Errichtung von 130 Wohnungen erstellen ließ. Im Frühjahr 2001 erwarb die Buwog auch den Rest der Liegenschaft samt Hoffmann-Bau.

Im laufe der letzten Jahre verschwand immer mehr von der Original Einrichtung. Wir wurden beauftragt die 14 verbliebenen Möbel für die Nachwelt zu konservieren.
Eine Sitzbank wird reversibel restauriert. Die für den Architekten Josef Hoffmann typische Oberfläche – Eiche gekalkt wird wieder hergestellt.

Dieser Tisch wurde leider konstruktiv verändert. Die Untersuchung der Unterseite bietet Einblicke in die damalige Gestaltung. Die beiden Schubladen waren nicht von Vorne , sondern seitlich aufzuziehen. Ein weiterer Hinweis dafür ist, dass dieser tisch am Fußende eines Krankenbettes stand. Eine bessere Bedienung für das Pflegepersonal war der Grund für seitliche Schubladen. Mit dem Bundesdenkmalamt wurde auch in diesem Fall für eine Rückführung zum Originalzustand entschieden.



Rettung des Sanatoriums?

Im Hoffmann-Bau wird von der Investorengruppe Moser/Fischl mittels Leasing-Modell, die Buwog bleibt Eigentümerin. Dazu wird der Hoffmann-Bau innen in den besonders schützenswerten Bereichen (Foyer, Stiegenhaus und Speisesaal) restauriert und in den weniger wichtigen Teilen renoviert und adaptiert bzw. mit der erforderlichen, den heutigen Bedürfnissen und gesetzlichen Bestimmungen entsprechenden Infrastruktur (Bettenaufzug, zweites Stiegenhaus, sanitäre Ausstattung etc.) ausgestattet. Im Anschluß an den südseitigen, viertelkreisförmigen Wandelgang (welcher um ein kleines, öffentlich zugängliches Cafe erweitert wird) wurde ein Neubau als Bettenpavillon errichtet (ein Zweiter ist bei Bedarf auf der verbleibenden Restfläche zur bereits fertiggestellten Wohnhausanlage vorgesehen).

Die Anlage wird als privat finanziertes Heim geführt, wobei im Besonderen eine “gehobene” Klientel angesprochen werden soll. Moser/Fischl betreiben bereits mehrere Heime, alle nach Kräutern benannt. Das Hoffmann-Bau-Projekt wurde “Rosmarin” getauft.

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